Große Resonanz und breite Diskussion in Aschersleben

aschersleben_FLYER3 Obwohl sich die Genehmigungsverfahren für die beiden geplanten WIMEX-Hühneranlagen mit 60.000 Tieren in Winningen und 80.000 in Cochstedt (beide im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt) gerade erst im Anfangsstadium befinden, stieß unsere In­for­ma­tions­ver­an­stal­tung im Bestehornhaus Aschersleben am gestrigen Donnerstag, den 18.06.2015, auf großes Interesse vor Ort.

Etwa 70 Bürger_innen aus der Region, unter ihnen der Investor Claus Möllmann, engagierte Gegner_innen von vor Ort, Lokalpolitiker_innen sowie Oliver Wendenkampf für den Naturschutzverband BUND, kamen nach unserem Aufruf in der Lokalpresse und per Einladung zusammen, um sich über die Bauvorhaben zu informieren und die Frage nach der Notwendigkeit immer neuer sog. „Megaställe“ zu diskutieren.

Die Veranstaltung bekann mit einem kurzen Bildervortrag von Gabriele Siegel aus dem nahe gelegenen Stemmern, die sich – nach unserem derzeitigem Kenntnisstand erfolgreich – mit der Bürgerinitiative (BI) „Kontramast“ gegen eine 350.000er Hühnermastanlage in ihrer Nachbarschaft gewehrt hatte.

Anschließend präsentierte Friederike Schmitz, ein Mitglied unseres Bündnisses, unsere Recherche-Ergebnisse zu den Bauvorhaben sowie generelle Einblicke in die Hühnermast-Industrie und deren Auswirkungen auf Tiere und Umwelt. Danach hatte das Publikum Gelegenheit, Fragen zu stellen und zu diskutieren.

Der Agrarökonom und Anlagenbetreiber Möllmann ergriff gleich zu Beginn der Diskussionsrunde das Wort und nutzte die Gelegenheit, sich erstmals öffentlich zu seinem Vorhaben zu äußern und auf Fragen einzugehen. Dabei erfuhren diejenigen, die es noch nicht aus dem MDR-Bericht vom 08.06.2015 wussten, dass in Anlagen wie den beiden geplanten ganze 3 (bis möglicherweise 4) Arbeitskräfte tätig sind. Diese Zahl stiftete zwar zunächst Verwunderung, doch liegt es auf der Hand, dass menschliche Mitarbeiter_innen in den heutigen hochtechnisierten Aufzuchtverfahren der Tierindustrie nahezu überflüssig sind. Schließlich wird beispielsweise die Einstreu mit den Hühnern zu Beginn der Aufzuchtperiode eingebracht und erst nach der Ausstallung wieder gewechselt, Futter und Trinkwasser werden maschinell bereitgestellt. Einzig Aufgaben wie Kontrollen der „Gesundheit“, also ob die Tiere noch atmen und fressen, bzw. das Aussortieren von toten Tieren müssen noch von Menschenhand erledigt werden.

Wir begrüßen es, wenn die Akteure der Tierindustrie sich dem Gespräch mit Kritiker_innen und anderen Interessierten stellen und waren deshalb über Herrn Möllmanns Beteiligung erfreut, auch wenn diese teilweise ausuferte und offenbar den Anschein erwecken sollte, als hätte er selbst es nicht versäumt, eine Infoveranstaltung zu organisieren, und als hätte es dafür nicht erst der Initiative von Tierfabriken-Widerstand bedurft. Aus dem vollen Saal erntete er folglich auch nicht immer Applaus. Es ging teils hitzig zu, wenn Bürger_innen sich über die Zustände in heutigen Anlagen beschwerten oder die Tatsache bemängelten, dass der Großteil der neuen Bauvorhaben nichts mehr mit dem längst gesättigten deutschen Markt zu tun haben, sondern einzig für den Export billiger Tierprodukte dienen – deren negative Folgen dann an der lokalen Bevölkerung hängen bleiben.

Einige Anwesende zeigten sich enttäuscht von unserer grundsätzlichen Kritik an der Tierausbeutung. Sie waren mit der Hoffnung gekommen, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie sich günstige Massenproduktion und ein guter Umgang mit Tieren verbinden ließen. Wir argumentierten, dass eine profitgeleitete Benutzung von Tieren als Waren mit einer ernsthaften Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse nicht vereinbar sind. Es wurde deutlich, dass wir die Nutztierhaltung generell ablehnen und für Veganismus eintreten. Das sahen zwar viele Menschen sehr kritisch, wir hoffen aber trotzdem, mit unserer Position ein paar Gedankenanstöße geliefert zu haben.

Im Anschluss an die Veranstaltung kamen einige Gegner_innen zusammen und diskutierten noch weiter, wie sie sich vernetzen und gemeinsam aktiv werden könnten. Da wir mit genau diesem Anliegen von Berlin nach Aschersleben gekommen waren, freuen wir uns über den gelungenen Abend und sind gespannt, wie es mit den Bauvorhaben und dem Widerstand dagegen weitergeht!

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