Größte Lachszucht Deutschlands in Eberswalde geplant

Größte Lachszucht Deutschlands in Eberswalde geplant

Der RBB berichtete am 23.7.2021 über unseren Protest. Am 30.3. dann die RBB-Meldung, dass es mit der Anlage an diesem Standort vorerst nicht weitergeht!

Unsere Pressemitteilung vom 21.7.2021.

Darum geht es

Mitten auf der freien Wiese in der Angermünder Straße in Finow soll eine riesige Fabrik für eine Million Atlantischer Lachse entstehen. Die Tiere, die sowohl im Ozean als auch in Flüssen zu Hause sind und tausende Kilometer „wandern“, sollen hier ihr komplettes Leben in winzigen Becken fristen, bevor sie direkt vor Ort getötet werden.

So leben Lachse

Der Atlantische Lachs hat einen komplexen Lebenslauf und durchläuft mehrere Stadien, in denen sich Verhalten, Aussehen und Lebensraumbedürfnisse mehrfach verändern. Die Lachse sind anadrom, d.h., dass sie im Süßwasser geboren werden, als Erwachsene ins Meer wandern und dann zum Laichen flussaufwärts zu ihren Geburtsorten zurückkehren. Dabei legen sie oft tausende Kilometer zurück.

Beim Laichen gräbt das Lachsweibchen mit seinem Schwanz Nester im Kies. Nach dem Winter verlassen die kleinen Lachse, in diesem Lebensstadium „Parr“ genannt, das Nest. Eine charakteristische Zeichnung dient ihnen in dieser Zeit als Tarnung zum Schutz vor Raubtieren. 2 – 3 Jahre lang wachsen die Parr im Süßwasser, bevor sie sich in silbrige „Smolts“ wandeln. Deren Kiemen und Organe sind an Salzwasser angepasst, sodass sie ins Meer schwimmen können. Dort benötigen sie weitere 1 – 2 weitere Jahre, um erwachsen zu werden.

Das erwartet die Lachse hier

In der ca. 30.000 qm großen Halle sollen pro Jahr bis zu 1.000.000 dieser Tiere in wenigen Dutzend Becken zusammengepfercht gehalten werden. Laut Antragsunterlagen sollen insgesamt 33.000 Kubikmeter Wasser zu jedem Zeitpunkt in der Anlage sein. Bei 1.000.000 Lachsen wären das 30 Lachse pro Kubikmeter, also maximal 1,5 Schuhkartons pro Lachs Platz. Für ein Lebewesen, das im Meer zu Hause ist! Dies entspricht mitnichten einer „artspezifischen“ Haltung, wie es die zukünftigen Betreiber*innen auf ihrer Website behaupten. 3-7 Jahre werden Lachse im Schnitt im Ozean. „LandLachs“ hat hingegen als einziges Ziel, sie so schnell wie möglich auf „Schlachtgewicht“ zu mästen und sie dann vor Ort zu töten.

Wer und was hinter den Plänen steckt

Geplant wird das Ganze von Franziska und Patrick von Hertzberg. Sie bewerben ihr Investment mit den Attributen „regional“ und „nachhaltig“. Dabei kommen die Fischeier aus Norwegen, Island oder Chile. Über die Nahrung der Lachse konnten oder wollten uns die Hertzbergs keine Auskunft geben. Für baugleiche Anlagen von der israelischen Mutterfirma Aquamof wird allerdings weltweit hergestelltes Futter verwendet.1

Regional ist also lediglich das benötigte Wasser. Laut der Vorhabensbeschreibung ist ein täglicher Wasserverbrauch von 650 m³ Frischwasser/Abwasser vorgesehen, was 237 Millionen Liter (Ab-)Wasser pro Jahr entspricht! Zum Vergleich: Eberswalde verbraucht täglich ca. 4.000 m³, das nahegelegene Finowfurt sogar nur ca. 460 m³.

Zudem wird suggeriert, die Haltungsform diene dem „Schutz der Meere“. Aber noch werden Lachse in der Aquakultur überwiegend mit Fischmehl aus Wildfischen ernährt. Es wird also mehr Fischfleisch zur „Produktion“ eingesetzt als am Ende entstehen. Das treibt die Überfischung der Meere weiter voran.

Dies soll die erste Anlage dieser Art in Deutschland werden. Wenn sie gebaut werden sollte, könnten unter dem falschen Versprechen von Nachhaltigkeit noch viele weitere entstehen. Lasst uns diesen ersten Schritt in die völlig falsche Richtung verhindern!

Nachhaltige Lebensmittel sehen anders aus!
Nachhaltige Lebensmittel bestehen aus Pflanzen, nicht aus fühlenden Lebewesen!
Nachhaltig wäre es bio-veganes Gemüse anzubauen oder auch die Wiese als Gedenkort für das NS-Zwangsarbeitslager „Waldeslust“ zu gestalten, in welchem in unmittelbarer Nähe während des 2. Weltkrieges Menschen zur Munitionsproduktion gezwungen wurden.

Die (Bau-)Wiese. Viel schöner ohne Tierausbeutung.

Das können wir gegen die Anlage tun

Legt Einspruch beim Landesamt für Umwelt und bei den örtlichen Politikern und Politikerinnen ein. Schreibt den Hertzbergs direkt (www.landlachs.de), dass ihr diese falschen Nachhaltigkeitsversprechen nicht braucht.
Bildet Banden! Schließt euch zusammen, um gemeinsam gegen die Anlage zu protestieren.
Besetzt die Wiese, pflanzt wirklich nachhaltige Dinge wie Raps2, Kräuter oder Gemüse.
Schreibt uns, wir vernetzen gerne! kontakt[at]tierfabriken-widerstand.org

Das sind die wirklich nachhaltigen und gesünderen Alternativen

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ohne Fisch und andere tierliche Produkte ist problemlos möglich. Tote Fische werden gerne als Lieferant von Eiweiß und gesunden Fettsäuren gegessen, aber ihr Fleisch enthält keine essentiellen Nährstoffe, die nicht auch durch eine rein pflanzliche Ernährung zugeführt werden können. Grünes Gemüse, Vollkorngetreide und Nüsse sind ebenso gute Proteinquellen und Omega-3-Fettsäuren finden sich gleichermaßen in pflanzlichen Ölen wie Raps-, Lein-, Kürbiskern-, Walnuss- oder Algenöl.

Quellen und weiterführende Links

Die Kurzbeschreibung der geplanten Anlage als PDF (4 Seiten).

Über eine Million Fische starben letzten Jahr durch technische Mängel in Indoor-Fischfarmen: Fish Farming Giant Faces Animal Abuse Allegations  (3.6.2021) – und das ist nur ein einziger Artikel zu dem Thema.

Mehr zu Indoor-Lachsfarmen: The salmon you buy in the future may be farmed on land (BBC, 26.4.2021), „Fish are not fish fingers with fins, waiting to be cut apart, but feeling, thinking individuals capable of joy and pain, and they belong to themselves, not to humans.“

Presse zur geplanten Anlage

Fische fühlen

Quellen zum Flyer, der in Eberswalde verteilt wurde (den Flyer gibt es natürlich auch als PDF zum Selbstausdrucken):

Flyer anderer Tierrechtsgruppen zum Thema Fisch und Aquakultur

Weitere Links und Dokus zum Thema Lachse, Fischzucht und Aquafarmen („off-shore“)

  1. Die Märkische Oderzeitung hat von Patrick Hertzberg nach unserer Pressemitteilung folgendes zur Ernährung der Lachse gehört: „Das Fischfutter enthalte gentechnisch unveränderte Pflanzen aus der EU sowie zum kleinen Teil Fischöl und Fischmehl aus kontrollierten Quellen.“ Weiter zitieren sie ihn zum Platzangebot: „Die im Schwarm le-
    benden Tiere wachsen stressfrei in 18 Meter breiten und vier Meter tiefen Becken auf.“
  2. Wir wurden darauf hingewiesen, dass der Bio-Rapsanbau eher schwierig ist, daher bei der Wiesenbesetzung und dem guerilla gardening lieber etwas anderes anbauen. 🙂
  3. Zwei lesenswerte Kommentare unter dem RBB-Artikel, die wir gerne hier noch einmal unverändert wiedergeben.
    Maris: Es scheint jetzt modern zu werden, in einer der trockensten Regionen Deutschlands Wasser-Großverbraucher anzusiedeln. Tesla, nun Landlachs (welch ein Widerspruch), und es ist noch nicht lange her, da wollte ein Investor in Altlandsberg eine Surf-Area einrichten (was zum Glück abgelehnt wurde). Andererswo bekommt man nicht mal den Feuerwehrlöschteich voll. Auf der Seite dieser Massentierhaltungsfirma findet man nur vollmundige Versprechungen bezüglich Nachhaltigkeit, Qualität, artgerechter Haltung und, und. Kein Sterbenswörtchen darüber, wie viele Tiere pro Kubikmeter Wasser, welches Futter, Haltungsdauer, Reproduktion, Vermeidung von Geruchsbelästigung der Anwohner, wohin mit den Fischabfällen – geschlachtet und verarbeitet werden soll ja auch vor Ort. Das wäre doch mal interessant, nicht so ein Werbewischiwaschi der Investoren.
    Carsten Zinn: Richtigerweise müßte es redaktionell Eberswalde Ortsteil Finow heißen. Ansonsten erfährt die Eberswalder Stadtverordnetenschaft einschließlich meine Person mehrheitlich die nicht ganz überraschende Information offiziell zuerst aus den Brandenburger Print und Digital Medien. Unternehmens-Chef Patrick von Hertzberg gilt in der Eberswalder, der Barnimr und Brandenburger Region als „Totengräber“ des Walzwerk Finow in der ehemaligen Industriemetropole Rotes Finowtal im Altkreis Eberswalde. PvH beherrscht es exellent Fördermiitel auf allen Ebenen abzugreifen. Das Anwenden von Flächentarifverträgen und das Agieren von Betriebsräten ist für den STARINVESTOR und auf vielen Geschäftsfelder präsente UNTERNEHMER aus den“ Verbrauchten Bundesländern“ in seinen Ost- Unternehmen noch immer ein Fremdwort.