Am 8. November fand unsere Infoveranstaltung zu den Erweiterungsplänen der Schlachtanlage der Märkischen Geflügelhof-Spezialitäten GmbH als Teil des Wiesenhof-Konzerns in Königs Wusterhausen, OT Niederlehme, statt. Sie stieß auf großes Interesse: Etwa 40 Menschen, die zuvor einen Flyer im Briefkasten und als öffentlichen Aushang gelesen hatten, oder persönlich darüber informiert wurden, kamen in das Bürgerhaus Zernsdorf. Zunächst informierten wir in zwei Vorträgen über die generellen Bedingungen in der Geflügelmast in Deutschland, die Auswirkungen auf Tiere, Umwelt und Klima, sowie über das konkrete Vorhaben von Wiesenhof in Niederlehme. Anschließend wurde rege diskutiert, wobei sich die vielen Redebeiträge grundsätzlich kritisch zu der Schlachtstätte und den Erweiterungsplänen sowie allgemein zur Geflügelmast in Deutschland positionierten. Allen Anwesenden war klar: Sollten diese Erweiterungspläne erfolgreich sein, werden neue Mastanlagen im Umkreis gebaut werden. Die Pläne dafür liegen bei Wiesenhof wahrscheinlich schon in einer Schreibtischschublade.
Sybilla Keitel von der Bürgerinitiative Kontra Industrieschwein Hassleben eröffnete den Austausch unter den Anwesenden mit ihren Erfahrungen aus dem jahrelangen Widerstand gegen eine der größten Schweinemastanlagen Deutschlands in der Uckermark. Ihrem Fazit nach ist der ewige Kampf immer neuer Gutachten beider Seiten gegeneinander sehr teuer und unfair. Sie betonte und gab das den Anwesenden mit auf dem Weg, dass ein „breiter Protest von unten“ notwendig ist. Denn letzlich sind wir alle von solchen Anlagen und ihren Auswirkungen betroffen. Gleichzeitig gibt es bereits unter den vielen Aktiven und BürgerInneninitiativen (BIs) in Brandenburg und darüber hinaus viel Erfahrungswissen, das es stärker zu teilen gilt, damit „das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss“. Sie motivierte die Anwesenden, eine neue BI zu gründen, die entschlossen und energisch gegen die Wiesenhof-Vorhaben vorgehen soll.
Während der Veranstaltung ging eine E-Mail-Liste für an weiterer Vernetzung interessierten Personen herum, in die sich fast alle Anwesenden eingetragen haben. Ein Bürger aus Niedelehme bekräftigte dies und verdeutlichte, dass es vor Ort und in der Umgebung eine „kollektive Intelligenz“ gibt, die genutzt werden muss, um möglichst die vielen Erkenntnisse zur Anlage und Kompetenzen der Bürgerinnen und Bürger zusammenzutragen. BiologInnen sollten zum Artenschutz Einwendungen beitragen, BrandschutzexpertInnen zu entsprechend fehlenden Brandschutzangaben etc. Daran schloss Reinhild Benning (früher BUND, jetzt Germanwatch) an. Sie griff weitere Ungereimtheiten aus den Antragsunterlagen auf, welche sich neben den bereits von Tierfabriken-Widerstand zusammengetragenen, als starke Einwendungsgründe eignen. So ist auf Verfahrensfehler zu achten. Dies betrifft ungenaue Angaben zum Zu- und Abwasser der Schlachtanlage. Auch sollten Anwohnerinnen und Anwohner Lärm- und Geruchsprotokolle anfertigen (zu welchen Uhrzeiten an welchen Tagen welche Form und Intensität der Lärm-/ Geruchsbelästigung vorliegt, inkl. Windrichtung) und als Einwendung einreichen. Ebenso sind negative Wirkungen auf den lokalen Artenschutz ein „scharfes Schwert“, da hier sogar EU-Recht berührt wird. HobbyartenschützerInnen sollten negative Auswirkungen auf lokal bekannte und geschützte Tierarten schriftlich an die Genehmigungsbehörde vortragen. Ebenso wurde betont, dass Wiesenhof eine Marke ist, die durch lokalen Widerstand einen Imageverlust erleiden kann. Dieser Faktor sollte berücksichtigt werden beim Planen eigener Protestaktivitäten.
Im Laufe der offenen Diskussion wurden viele weitere, sehr konkrete, Gründe gegen die Genehmigung des Erweiterungsvorhabens von den vielen Anwesenden vorgetragen. So wird bei der Lärmbelästigung nur der zusätzliche Schall des Erweiterungsvorhabens berücksichtigt, der sich laut Antragsunterlagen bereits nahe der zulässigen Grenzwerte bewegt. Es ist jedoch zu beachten, dass Schallemissionen, also Schallpegel, sich addieren, sodass die Schallbeeinträchtigung durch die Wiesenhof-Anlage sich mit weiteren existierenden Beeinträchtigungen wie durch die Autobahn und weitere Hintergrundgeräusche überlagern. Darüber hinaus grenzt direkt an die Schlachtanlage ein Wasserschutzgebiet an, das einen großen Teil des besonders unter der Erweiterung leidenden umliegenden Radius von 1km ausmacht. Ebenso ist mit einer deutlichen Zunahme der Transportbelastung zu rechnen. Umgerechnet werden in etwa 2 Tiere pro Sekunde geschlachtet. Die Schlachtstätte muss fortlaufend beliefert werden, was zu einer erheblichen Infrastrukturbelastung führt. Eine Anwesende macht bestürzt deutlich wie der Umgang mit den Tieren in der Schlachtfabrik in Niederlehme ein Beispiel dafür ist dass diese nur noch als „Sache“ behandelt, dicht gedrängt in Transportkisten – nach einer kurzen und grausamen Lebenszeit im Mastbetrieb – den Tod erwarten. Daran schlossen sich direkt weitere Fragen an. So wird eine Steigerung der Schlachtkapazität der Anlage von 120.000 Tiere auf zukünftig 160.000 Tiere pro Tag geplant. Gleichzeitig wird erwähnt, dass in Spitzenzeiten wie der Grillsaison bis zu 240.000 Tiere geschlachtet werden sollen. Ein Bürger stellte die Frage, wie überhaupt sichergestellt werden kann, wann denn diese deutlich höhere Kapazität dann vor Ort ausgeschöpft wird.
Diese und weitere Fragen motivierten die Anwesenden, sich nun aktiv und konkret gegen die Anlage vor Ort zu wehren. Spätestens am Samstag, den 19. November, gibt es die nächste Gelegenheit dies zu tun. Dann ist ein Aktionstag gegen die Erweiterung der Wiesenhof-Schlachtfabrik geplant. Dieser besteht aus einer Demonstration, Einwendungswerkstatt und Diskussion in Königs Wusterhausen. Nähere Informationen dazu sowie Hinweise, wie selbst Einwendungen erstellt werden können, sind hier zu finden: https://tierfabriken-widerstand.org/aktionstag-gegen-wiesenhof/
Eine Muster-Einwendung können Sie hier herunter laden.
Eine Blanko-Einwendung für Ihre persönlichen Einwendungsgründe können Sie hier herunter laden.
Bitte die Einwendungen unterschrieben, per Post verschicken. DANKE!
Presseartikel zur Informations- und Diskussionsveranstaltung:
MAZ
http://www.maz-online.de/Lokales/Dahme-Spreewald/Widerstand-gegen-Schlachthof-Erweiterung
Neues Deutschland
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1031566.schlachthof-stinkt-die-anwohner-an.html
Wir sind gegen eine Erweiterung der Geflügelschlachtung von 120 000 Stück auf 160 000 Stück und das vorallem auf Grund der erhöhten Umweltbelastung.