Seit 9:00 Uhr blockieren rund 30 Aktivist*innen aus verschiedenen emanzipatorischen Bewegungen die Zufahrten zur Wiesenhof-Schlachtfabrik in Königswusterhausen/Niederlehme. Beide Werktore sind mit Betonfässern verstellt, an denen sich insgesamt vier Menschen festgekettet haben. Eine weitere Person befindet sich in ca. fünf Metern Höhe auf einem Metalldreibein über einem der Fässer. Einige Aktivist*innen sind auf LKWs geklettert. Zur gleichen Zeit haben sich an die 10 Personen zu einer Kundgebung versammelt.
Der Protest ist keine vereinzelte Aktion gegen die gewaltsame Schlachtmaschinerie, die Tiere fabrikmäßig in Fleischteile zerteilt. Die Schlachtfabrik, die wir als konkretes Ziel unserer Aktion gewählt haben, vereint in sich all die Verhältnisse, die es anzugreifen und zu überwinden gilt. Sie steht für die Degradierung alles Lebens und deren Ressourcen zu verkaufbaren Waren, welche mit unserem Angriff heute gestört werden soll.
Die Aktion ist Teil der Antworten linker Kämpfe auf die gesamtgesellschaftliche Katastrophe des global herrschenden Kapitalismus, nach dessen Logik unterdrückt, ausgebeutet und ausgegrenzt wird, was rechte Ideologie, Konkurrenzkampf und Entsolidarisierung zur Folge hat. Sie ist gegen die kapitalistische Produktion gerichtet, die Arbeiter*innen, Tiere und Natur verwertet und in deren Sinne Grenzen und Mauern gegen jene errichtet werden, die in dieser Verwertungssystematik derzeit als überschüssige und unnütze Arbeitskräfte gelten.
Die Aktion ist eine Solidarisierung mit den geknechteten Arbeiter*innen, den verdinglichten Tieren und den durch eine extrem repressive, rassistische Politik ins Elend getriebenen Geflüchteten. Sie ist eine Bemächtigung gegen die auferlegte Ohnmacht, ein Zuwortmelden emanzipativer Politik gegen rechte und konservative Parolen.
In Zeiten von Pegida und AfD, in denen sich Menschen allzuoft in den Straßen zusammenrotten, um selbst gegen entstehende Geflüchtetenunterkünfte oder Geflüchtete vorzugehen, empfinden wir es als sehr unterstützenswert, dass es wie hier in Königs Wusterhausen auch Menschen gibt, die sich als Bürger*inneninitiative formieren, um gegen einen Schlachtfabrik aktiv zu werden.
In den Schlachtfabriken wird der Zwang und die Gewalt des Kapitalismus gut sichtbar: Im Antransport der lebendigen Ware, den Tieren, und ihrer gewalttätigen Zurichtung am Schlachtband. In den prekären Arbeitsbedingungen der Schlachthofmitarbeiter*innen. In der zerstörten und emissionsbelasteten Natur, die den Schlachthof umgibt.
Aber auch in den Produktionsprozessen, die denen in der Schlachtfabrik vor- bzw nachgeschaltet sind: Beispielsweise dem Futtermittelanbau, der mit Land Grabbing, Vertreibung und Naturzerstörung verbunden ist. Oder dem Export der Fleischwaren in den globalen Süden, der die Produktion in diesen Ländern und deren Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zerstört.
Dieser Export dient auch in der Tierausbeutungsindustrie der Gewinnmaximierung, die innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftsordnung unumgänglich ist. Damit einher gehen Wachstumspläne der führenden Unternehmen, die bereits an ihren Standorten Anträge auf Erweiterungen oder für Neubauten von Schlachtanlagen gestellt haben.
So plant auch die PHW-Gruppe mit der Marke Wiesenhof bei der hier ortsansässigen Firma „Märkische Geflügelhof-Spezialitäten“, die Schlachtleistung von 190 auf 352 Tonnen Lebendgewicht pro Tag nahezu zu verdoppeln. Umgerechnet entspricht dies der Tötung von mind. 160.000 tierlichen Individuen tagtäglich.Diese Schlachtpläne sollen durchkreuzt, das Schlachten beendet werden und mit diesem alle Formen von Ausbeutung, Unterdrückung, Gewalt und Zerstörung.
Wir verstehen diese Aktion als eine Aufforderung, Wege zu einer befreiten Gesellschaft zu suchen, gegen die behauptete Alternativlosigkeit der Unfreiheit und des Zwangs des Kapitalismus.
Die Aktion wird von Aktivist*innen von Tierfabriken-Widerstand, Kampagne gegen Tierfabriken, Mastanlagen Widerstand, Bürgerinitiative Königs Wusterhausen stinkt’s, Bügerinitiative Saustall Wadelsdorf, Bürgerinitiative Kontraindustrieschwein Hassleben, Berliner Tierbefreiungsaktion, Tierbefreiung Frankfurt und Einzelpersonen unterstützt.
Aktuelle Infos unter:
tierfabriken-widerstand.org
facebook.com/tierfabrikenwiderstand
Coole Aktion! Weiter so!
wirklich tolle aktion!
Hallo an alle,
ich war ja dabei und fand die Aktionen super.
So etwas müßte viel öfter gemacht werden, auch um zu zeigen, daß Wiesenhof und `“CO“ nicht einfach so weitermachen dürfen.
Wenn diese Konzerne nicht umdenken und weiter schindluder treiben dürfen, mit Tieren, Menschen und Umwelt, nur um Profite zu sichern, dannmuß ich mich fragen, woran es liegt, daß Polizei, Feuerwehr und SEK aus meiner Sicht, auf der falschen Seite waren?
An die „Politik“ die sich „kaufen“ lässt Danke.
Ich „freue“ mich schon auf die fast freundschaftlichen Umgangsformen
zwischen Wiesenhof und Umweltamt beim Erörterungstermin.
Dank an alle Beteiligten auch an Polizei, SEK und Feuerwehr,
die sich alle sehr entspannt verhalten haben.
Ich möchte mich bei Euch allen für Eure Ideen, Euren Mut und Eure Ausdauer bedanken sowie Eure Friedfertigkeit betonen und Eure Professionalität anerkennen.
„Es wird ein Tag kommen,
an dem die Menschen über die Tötung eines Tieres genauso urteilen werden,
wie sie heute die eines Menschen beurteilen.“
Leonardo da Vinci (Universalgenie) ca. im Jahr 1500
Vielleicht sind wir diesem Tag, der bis heute nicht gekommen ist, ein klitzekleines Stück näher gerückt. Vielleicht muss es nicht noch weitere hunderte von Jahren dauern, bis wir Menschen vieles endlich begreifen.
Bis bald ……….Eure Gudrun von der Bürgerinitiative „KW stinkt´s“