Bauernverband trifft Tierfabriken Widerstand

Kurioser Schlagabtausch am Rande der Verleihung der Rosa Brille 2017 an Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger

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„Diese Diskussion wollen wir nicht führen. Wir sind symbolisch gesprächsbereit“, äußerte sich Ulrich Benedix, als Vertreter des Bauernverbands Brandenburg (LBV) zu Demonstrant_innen von Tierfabriken Widerstand und der Kampagne Aufstand gegen Massentierhaltung. Darüber, ob es in Ordnung sei, Sauen über mehrere Wochen in Kastenstände einzusperren, wollte der LBV vehement nicht diskutieren. Stattdessen hielt man uns Äpfel aus Brandenburg hin – diese regionalen Erzeugnisse würden ja schließlich auch uns satt machen.

Anlass des Zusammentreffens war die Verleihung unseres kritischen Preises Rosa Brille 2017 an den Brandenburger Agrarminister Jörg Vogelsänger, der den Preis für den Tierschutzplan Brandenburg erhielt. Dieser wurde im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums von Expert_innen entwickelt und ebenfalls am Freitag an Vogelsänger übergeben. Der Tierschutzplan ist das Ergebnis des Brandenburger Volksbegehrens gegen Massentierhaltung. Mit diesem Volksbegehren stimmten über 100.000 Menschen gegen neue Stallbauten, für ein Ende der industriellen Tierhaltung und für mehr Tierschutz (was auch immer das heißen mag). Nichts davon ist im Tierschutzplan wiederzufinden. Statt verbindliche Regelungen enthält er meist nur Handlungsempfehlungen. Und selbst diese Empfehlungen ändern nichts Grundlegendes an der elenden Situation der Tiere: sie können weiterhin auf engstem Raum zusammengesperrt, auf Höchstleistungen gezüchtet, von Eltern bzw. Kindern getrennt und nach einem extrem kurzen Leben brutal getötet werden. Zur Verdeutlichung der schlimmen Situation für Zuchtsauen haben wir vor dem Landtag zwei Kastenstände aufgebaut. In diesen körpergroßen Käfigen werden die Sauen fast die Hälfte ihres Lebens eingesperrt. Auch an dieser Praktik ändert der Tierschutzplan effektiv nichts.

Die Vertreter des Bauernverbands nahmen unser Angebot, die von uns aufgebauten Kastenstände selbst einmal auszuprobieren, nicht an. Zwar taten sie freundlich und gesprächsbereit, wollten aber offenbar nicht grundsätzlich über Tierhaltung diskutieren – die übliche Masche eben. Das passt zum Tierschutzplan selbst. Der Bauernverbandspräsident Wendorff wurde schon zuvor in topagrar.de zitiert: „Wir verstehen das vorliegende Papier als Bekenntnis zu einer sich ständig weiter entwickelnden landwirtschaftlichen Nutztierhaltung.“

Den Preis nahm ein Mitarbeiter des Landtags symbolisch entgegen. Das war am Ende dieser kuriosen Begegnung aber fast schon nebensächlich.

Presse:

Berliner Zeitung

rbb24

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