Wir hatten im Gemeindehaus in Pritzier die Möglichkeit gemeinsam über das Bauvorhaben der „Gut Pritzier GmbH“ offen und auch kontrovers zu diskutieren. Die rund 60 Menschen aus dem Ort und der Umgebung sind unserer Einladung in das Gemeinschaftshaus am 18. Februar in der Gemeinde im Kreis Ludwigslust-Parchim gefolgt. Neben Anwohner*innen und anderen Interessierten, haben sich auch Mitarbeiter*innen der bestehenden Anlage selbst in die Debatte um die geplante Erweiterung der Milchkuhanlage eingebracht.
Zunächst haben wir unser Bündnis Tierfabriken Widerstand vorgestellt und betont, wie wichtig der Aktivismus vor Ort ist. Nach einem intensiven Überblick über die Zustände und das Tierleid in der Kuhhaltung insgesamt und deren Bedeutung für die Klimakrise sind wir detaillierter auf die geplante Erweiterung eingegangen:
Die aktuellen Ställe sollen teilweise gegen Neubauten oder Umbauten ergänzt bzw. ersetzt werden. Am Ende sollen insgesamt 1.950 Tiere – rund doppelt so viele wie bisher – in der Anlage zur Milchproduktion genutzt werden. Zusätzlich werden einige hundert Kälber und Jungrinder auf dem Gelände der Anlage aufgezogen. Durch diese Verdopplung der Tierplätze ist auch mit einer Verdopplung der Emissionen zu rechnen: Mehr Tiere bedeuten mehr Gülle, mehr Wasserverbrauch, mehr Methan und mehr LKW für Futter und Co. Auch die Gefahren der Umweltauswirkungen, wie bspw. die gesundheitlichen Gefahren der erhöhten Ammoniak-Ausbringung durch die Anlage wurden erläutert.
Auf die Kurzvorträge folgte eine offene und angeregte Diskussion mit den Anwesenden. Dabei wurde allmählich deutlich, dass unter den Gästen auch rund ein Drittel Mitarbeiter*innen der „Gut Pritzier Milchproduktion GmbH“ waren – samt deren Gesellschafter, Jens Bothmann. Wir haben deshalb nochmals deutlich gemacht, dass wir keine ideologischen Feldzüge gegen Landwirte machen oder gar Menschen persönlich angreifen wollen. Uns geht es insgesamt um ein solidarisches und tierfreundliches Miteinander, für was die Erweiterung der Anlage in Pritzier sicher nicht steht.
Generell nahmen viele Bürger*innen unsere Darstellungen positiv auf. Einige der Anwesenden sprachen von der bereits jetzt verschmutzten Umwelt – andere jedoch auch von dem Faktor, wie Landwirtschaft heute (vermeintlich) betrieben werden müsste, um wirtschaftlich zu bleiben.
Auch abweisende Beiträge gab es aus der kontroversen Gesprächsrunde: „Seit der Übernahme durch den neuen Betreiber [Jens Bothmann] riecht es nicht mehr so schlimm.“ Eine andere Person fragte: „Bringt eine neuere Anlage nicht auch besseren Tierschutz?“
Der anwesende Betreiber selbst stellte sich wortkarg und antwortete auf die Frage der Neuschaffung von Arbeitsplätzen nur zaghaft mit der vagen Schätzung , dass rund 10 Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Ob Vollzeit und besonders qualifiziert, wollte oder konnte er jedoch nicht definieren.
Positiv war für uns abschließend, dass einige Besucher*innen sich persönlich bei unserem Bündnis bedankt haben, dass wir „so mutig waren“ hier vor Ort Einsatz zu zeigen. Darunter waren auch einige Aktivist*innen aus Bürgerinitiativen in den Nachbarorten. Vielleicht können diese Menschen auch für die Pritzierer als Beispiel dafür dienen, dass sich Aktivismus lohnt.
Nun liegt es an allen, die sich für Klimaschutz und gegen die Ausbeutung von Tieren einsetzen wollen, bis zum 13.03. Einwendungen gegen das Vorhaben beim Amt Hagenow oder dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg einzureichen. Weitere Infos auch auf unserer Seite.