Wutentbrannt wegen Putenmastbrand – Kein Wiederaufbau der Putenmast Großtreben!

Unsere Pressemitteilung vom 30.6.22:

Berlin, 30.06.2022 In Großtreben (Beilrode, LK Nordsachsen) will Andreas Klein-Heßling, Inhaber der Putenmast Großtreben, seinen abgebrannten Stall wieder aufbauen. Seine Anlage brannte in den vergangenen sieben Jahren bereits zum vierten Mal. Das Bündnis Tierfabriken-Widerstand fordert eine Schließung dieser Mastanlage und eine sinnvollere Nutzung der Ressourcen.

Bereits zum vierten Mal in sieben Jahren ist es in der Putenmast Großtreben zu einem Brand gekommen. Der erste fand am 02.11.2015 statt, gleich am Tag darauf brannte es erneut. Knapp drei Monate später, am 27.01.2016, brannte es wieder und zuletzt stand dieses Jahr am 25. März ein Stall in Flammen [1]. Trotzdem will der Betreiber weiterhin Puten mästen und neue Ställe bauen [2]. „Wie absurd ist das bitte,“ fragt Leo Bohns vom Bündnis Tierfabriken-Widerstand. „Puten sind fühlende Lebewesen, die niemals an solchen Orten leben sollten, aber wenn jemand so offensichtlich unfähig ist, selbst die geringsten Sicherheitsstandards einzuhalten, kann diese Person doch nicht weiter Tiere halten dürfen.“

Neben den individuellen Problemen des Betreibers hat dieses Bauvorhaben auch weitere negative Folgen für Mensch, Tier und Umwelt. Jetzt sollte die Chance genutzt werden, die Putenmast einzustellen und auf nachhaltige Landwirtschaft zu setzen.

In der massenhaften Haltung bewegen sich die Puten wenig, bilden aggressive Verhaltensstörungen gegen ihre Artgenossen aus und leben auf dem vollgekoteten Boden, was wiederum das Risiko für Verletzungen und Erkrankungen weiter steigert [3].
Neben den katastrophalen Auswirkungen auf das Wohl der Tiere selbst hat dies freilich auch negative Folgen auf die Umwelt und die Menschen. Studien belegen, dass der von Mastanlagen ausgehende Gestank nicht nur unangenehm ist, sondern auch langfristige psychosomatische Auswirkungen haben kann, die sich in Angstzuständen, Depressionen und in stressbedingter Immunsuppression manifestieren kann [4].
Megatieranlagen sind die Hauptursache für Waldschäden durch Schadgase. Vor allem Ammoniak-Emissionen aus der Schweine- und Geflügelhaltung tragen zu Waldschäden und zur Versauerung der Böden bei. Die Filterwirkung des Waldes nimmt mit steigender Belastung ab [5].
Problematisch bleiben auch die in der Putenfleischproduktion nach wie vor eingesetzten Antibiotika, die in der Regel nicht an einzelne Tiere abgegeben werden, sondern über das Trinkwasser vielmehr an die gesamte Gruppe. Bei den beabsichtigen Tierzahlen von bis zu 33.000 Tieren ist dieses Vorgehen auch in Großtreben zu erwarten.

„Die für den Wiederaufbau und Betrieb einer Putenmastanlage benötigten Ressourcen wären sinnvoller in anderen Projekten verwendet. Man könnte zum Beispiel die Entwicklung zu einer nachhaltigen, bioveganen, solidarischen Landwirtschaft fördern. Damit wäre allen Beteiligten geholfen. Wir finden Tierhaltung ist nicht mehr zeitgemäß im Angesicht von Klimawandel und akuter Ressourcenknappheit“ stellt Leo Bohns vom Bündnis Tierfabriken Widerstand klar.

[1] https://www.torgauerzeitung.com/Artikel/Feuer in der Putenmast in Großtreben\_from\_rss.tz?t=newsdetailmodus(102304) ; https://www.torgauerzeitung.com/default.aspx?t=newsdetailmodus(83519) ; https://www.torgauerzeitung.com/default.aspx?t=newsdetailmodus(82552)

[2] https://fragdenstaat.de/anfrage/tierhaltungsanlagen-nach-bimschg-7/#nachricht-692117

[3] Vgl. zu den Haltungsbedingungen und -auswirkungen der Putenzucht z.B. die Zusammenfassung der Albert Schweitzer Stiftung. Hier heißt es beispielsweise: „Je mehr Tiere zusammengedrängt in einem Stall leben, desto mehr Exkremente fallen an. […] Die mangelnde Hygiene schränkt das Wohlbefinden der Tiere ein und Gefiederverschmutzungen, krankhafte Hautveränderungen und Herz-Kreislauf-Probleme nehmen zu […]. Aus dem Gemisch von Einstreu und Exkrementen gelangen vor allem Schadgase wie Ammoniak in die Stallluft und reizen die Augen und die Schleimhäute der Tiere. Der Krankheitsdruck und die Krankheitsanfälligkeit der Tiere steigen.“ Ein weiters Problem – und Grund für den Einsatz von Antibiotika – stellen die Überzüchtung (die aktuell verbreitetste Züchtung legt um das ca. 350-fache an Gewicht zu und wiegt mit 21 Kilogramm über das vierfache eines Wildputer) und häufig festzustellende Verhaltensstörungen wie gegenseitiges Picken am Gefieder der anderen Tiere dar: deshalb ist in der Putenzucht weiterhin das Kürzen der Schnabelspitze Standard.

[4] Vgl. Peter Clausing: Schwein gehabt, Profit gemacht: http://www.welt-ernaehrung.de/wp-content/uploads/2014/03/LP21_25web16-23clausing.pdf

[5] https://www.pfz.at/documents/pdfs/2010/20060300_landwirtschaft_boom_massentierhaltung_studie_langfassung.pdf

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