„Wenigstens haben wir so einmal die Chance darüber zu reden!“
Voller Saal und viele Meinungen in Sachsendorf
Am 12. Dezember fand unsere Infoveranstaltung zu den Umbauplänen einer stillgelegten Milchkuhanlage zu einer großen Hähnchenmastanlage in Sachsendorf, Brandenburg, statt. Trotz der eher kurzfristigen Organisation der Veranstaltung, da wir wie viele AnwohnerInnen eher spät von dem Vorhaben erfuhren, freuten wir uns über einen gefüllten Saal. Etwa 80 Menschen kamen am Abend in den großen Saal des Bürgerhauses in Sachsendorf, um sich in Vorträgen des Bündnisses Tierfabriken-Widerstand über die generellen Bedingungen in der Geflügelmast in Deutschland, die Auswirkungen auf Tiere, Umwelt und Klima, sowie über das konkrete Vorhaben zu informierten.
Es war spürbar dass es vielen der Anwesenden ein Anliegen war, vor allem in der darauf folgenden Diskussion zu Wort zu kommen. Befürwortende und GegnerInnen der Anlage wechselten sich hier in den Redebeiträgen fast kontinuierlich ab. Die Ortsvorsteherin Frau Frey äußerte in diesem Zusammenhang ihr Bedauern, dass nur wenige direkte AnwohnerInnen aus Sachsendorf zur Veranstaltung gekommen waren. Gleichzeitig waren jedoch auch einige Personen anwesend, die den Ortskundigen als Beteiligte aus der ‚tierverarbeitenden‘ Industrie bekannt waren und eher für die Abgabe von Statements als für einen Austausch von Argumenten zur Veranstaltung angereist schienen.
Die in der Diskussion angesprochenen Themen waren vielfältig. Befürwortende der Mastanlage lobten, dass die bestehenden Gebäude weiter genutzt werden. Sie vertraten außerdem die Meinung, dass Geflügelmast in Brandenburg / Deutschland weiterhin nötig und sinnvoll sei.
Widerrede erfuhren sie von mehreren Anwesenden, die nicht verstehen konnten, wie in dieser „Überfluss- und Wegwerfgesellschaft“ noch jemand behaupten kann, dass es von irgend etwas an diesen Luxusgütern mehr bräuchte. Eine Rednerin berichtet von ihren Erfahrungen in der Abfallwirtschaft und davon, wie viele Lebensmittel bereits jetzt täglich weggeworfen werden. Weiter bemängelten GegnerInnen der Anlage die – auch in der Diskussion kaum vorkommende – Rücksichtnahme auf zumindest die einfachsten Bedürfnisse der allein des Profits wegen gehaltenen und ermordeten Tiere.
Hier wurde von einigen das Konzept der FairMast – welches die ODEGA-Gruppe für diese und eine vermutlich weitere Anlage in Golzow in Deutschland einführen möchte – als Schritt in die richtige Richtung gepriesen, jedoch jeweils mit dem Zusatz dass gerade deswegen Kritik an genau dieser Anlage fehl am Platz sei. Dass wir auf das Konzept der FairMast – was für uns klar bloßes Greenwashing und wenig mit Tierwohl zu tun hat – bereits im Eröffnungsvortrag eingegangen sind, fand bei diesen Einwendungen leider keine Beachtung.
Zuletzt wurde auch noch die ODEGA kritisch erwähnt, als einer der größten Agrarkonzerne in Brandenburg mit ständig wachsenden Landkäufen / Landanpachtungen mache sie es kleinbäuerlichen Betrieben sowie jungen Menschen mit neuen Ideen, die gerne in die Landwirtschaft einsteigen möchten, schwer bis gar unmöglich, ihr Ziel einer anderen, regional geprägten, nicht nur an Profit orientierten Landwirtschaft zu erreichen.
Trotz der teils fordernden Diskussion haben wir unser Ziel erreicht: der Mast gegenüber kritisch eingestellte Menschen wurden vernetzt und zu Widerstand inspiriert. So fanden sich mehr als zehn Personen, die über eine Mailingliste weiter zum Thema in Kontakt bleiben wollen. Eine Anwohnerin aus Golzow berichtete, dass sie bereits mit mehreren Personen vor Ort und auch vom Gemeinderat in Kontakt steht und dass die ODEGA dort – sofern sie auch hier einen Antrag auf den Bau einer (noch größeren) Mast stellen sollte – mit noch deutlich mehr und früherem Widerstand zu rechnen hat.
Besonders freute uns auch, dass bereits vor unserer Infoveranstaltung AnwohnerInnen aus Sachsendorf eine eigene Petition im Ort durchgeführt haben um mit zwei vollen Unterschriftenlisten (bei weniger als 500 AnwohnerInnen) ein Zeichen setzen gegen die Pläne einer weiteren überdimensionierten, tierausbeuterischen unFairMastanlage.
Eine Einwendungsvorlage mit einigen Einwendungsgründen können Sie sich hier herunterladen. Die Antragsunterlagen schicken wir Ihnen gerne auf Anfrage. Sie können Gründe individuell hinzufügen, mit eigenen Kenntnissen erweitern bzw. weglassen. Bitte schicken Sie die Einwendung bis zum 29. Dezember per Post oder Fax an das Landesamt für Umwelt in Potsdam.
Pressebericht:
14.12.2016 MOZ: Hitzige Diskussion um Mastanlagen