Rege Diskussion in Wanzleben

Ein voller Festsaal in der Burg Wanzleben
Ein voller Festsaal in der Burg Wanzleben

Am 18. Oktober fand unsere Infoveranstaltung zu den Erweiterungsplänen einer Schweinezuchtanlage in Wanzleben, Sachsen-Anhalt, statt. Sie stieß auf großes Interesse: Etwa 40 Menschen, die zuvor einen Flyer im Briefkasten oder die Ankündigung in der Lokalpresse gelesen hatten, kamen in die Burg Wanzleben. Zunächst informierten wir in zwei Vorträgen über die generellen Bedingungen in der Schweineproduktion in Deutschland, über die Auswirkungen auf Tiere, Umwelt und Klima, sowie über das konkrete Vorhaben am Ort Wanzleben. Danach wurde über eine Stunde kontrovers diskutiert.

Der Anlagenbetreiber erklärt seine Sicht der Dinge.
Der Anlagenbetreiber erklärte seine Sicht der Dinge.

Während einige Einwohner_innen sich bei uns bedankten, dass wir eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema angestoßen hatten, zeigten sich andere verwundert, warum wir aus Berlin anreisten, um „den Leuten in Wanzleben etwas von Tierschutz zu erzählen.“ Wie sich in der Diskussion herausstellte, war der Anlagenbetreiber Timmermanns selbst auch anwesend. Er erhielt die Gelegenheit, seine Sicht der Dinge darzulegen: Die Erweiterung sei gar nicht seine Idee gewesen, sondern er habe einen Bescheid bekommen, dass seine 15 Jahre alte Genehmigung in der Form nicht mehr gültig bleiben könnte, da er in den vorhandenen Ställen mehr Tiere halten könne, als er laut Genehmigung halten darf. Um nicht rückbauen zu müssen, habe er daher die Erhöhung der Tierzahl beantragt. Wir haben das noch nicht vollständig verstanden und werden dem nachgehen.

Klar wurde auch, dass die Schweinezuchtanlage in Wanzleben in wesentlichen Aspekten so ist, wie alle Schweinezuchtanlagen: Mit Kastenständen, Wartebereichen und Abferkelbuchten, mit Schwänzekürzen der Ferkel und betäubungsloser Kastration. Herr Timmermanns behauptete, die Sauen seien bei ihm nur 4-5 Tage im Kastenstand, was wir für unwahrscheinlich halten – überprüfen lässt es sich nicht. Auf die Frage aus dem Publikum, ob er eine Führung durch seine Anlage anbieten würde, reagierte er reserviert – das sei nur für 2-3 Personen auf einmal möglich.

Viele Bürger*innen meldeten sich zu Wort.
Viele Bürger*innen meldeten sich zu Wort.

In der Diskussion kamen verschiedene Sorgen und Meinungen zur Sprache: Sowohl die Umgangsweise mit Tieren als auch die Folgen für die direkten Anwohner_innen wurden angesprochen. Ob Bio-Tierhaltung eine Alternative sein könne, wurde diskutiert. Gleichzeitig wurde immer wieder betont, dass es nicht darum gehen könne, einen ortsansässigen florierenden Betrieb zu schädigen und dass man ohne Ideologie und rein sachlich die relevanten Einwendungsgründe verhandeln müsse.

"Widerstand lohnt sich!" – Unser Vortrag zu den konkreten Erweiterungsplänen und Protestmöglichkeiten.
„Widerstand lohnt sich!“ – Unser Vortrag zu den konkreten Erweiterungsplänen und Protestmöglichkeiten.

 

Auch wenn wir selbst uns natürlich gewünscht hätten, dass die klaren Argumente gegen die Anlage – seien es Mitgefühl, Tierethik, Umweltschutz, Klimaschutz oder die Sorge um eine lebenswerte Wohnumgebung – in der Diskussion noch mehr Leute überzeugt hätten, sind wir mit dem Abend sehr zufrieden. Das Thema ist jetzt in Wanzleben auf dem Tisch und einige Leute wollen sich gegen die Erweiterung engagieren. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

Eine Einwendungsvorlage mit einigen Einwendungsgründen können Sie sich hier herunterladen. Sie können die Gründe noch individuell erweitern oder auch welche weglassen, die Ihnen nicht so wichtig sind. Bitte schicken Sie die Einwendung bis zum 7.November per Post an das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt.

Pressebericht:

20.10.2016 Volksstimme: Schweinezüchter stellt sich Kritik

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