Etwa 20 Menschen waren am 20.02.2018 bei dem vom Bündnis Tierfabriken-Widerstand veranstalteten Informationsabend. Es ging um die beantragten Änderungen in Bebauungs- und Flächennutzungsplan der Friki Storkow GmbH, die vordergründig nur für die Vergrößerung einer Zufahrtsstraße gedacht sind, aber gleichzeitig auch die Türen für eine erhebliche Erhöhung der Schlachtzahlen der Hühner-Schlachtfabrik öffnen.
Der Veranstaltung war eine Kontroverse um die in der Pressemitteilung des Bündnisses verwendeten Zahlen bezüglich der Kapazitätssteigerung des Schlachthofes vorausgegangen. Laut einem Artikel der MOZ (Märkische Onlinezeitung) hielt Friki-Geschäftsführer Bernhard Lammers die von Tierfabriken-Wiederstand genannten Zahlen für „aus der Luft gegriffen“, obwohl alle verwendeten Zahlen (inkl. einer Schlachtkapazitätserweiterung von 2.460 auf 3.100 Tonnen pro Woche) dem von der Firma Friki eingereichten Änderungen an Bebauungs- und Flächennutzungsplan entnommen worden waren. [Später teilte uns Herr Lammers in einem Brief mit, dass die MOZ ihn teilweise falsch zitiert, bzw. Zitate erfunden habe. Mehr dazu hier.]
Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag zu den Lebensbedingungen von Hühnern in den industriellen Ställen. Enge, nasse Einstreu, das Fehlen von Tageslicht und von den Haltungsbedingungen herrührende Krankheiten bestimmen das Leben der Tiere. Auch die von Friki in Zukunft geplante Schlachtung von sogenannten „FairMast“-Hühnern oder unter den Bedingungen der „Initiative Tierwohl“ gehaltenen Tieren bringen keine nennenswerte Minderung des in Kauf genommenen Tierleids. Auch die globalen Auswirkungen dieser rapide ansteigenden industrialisierten Produktion von Tieren als Nahrungsmittel wurden im Vortrag erläutert. Unter anderem verdrängt sie traditionelle landwirtschaftliche Strukturen und schädigt massiv die Umwelt. Hohe Nitratwerte im Grundwasser und die unumkehrbare Beschleunigung der globalen Erwärmung sind unter anderem auf die Emissionen von Mastanlagen zurückzuführen. Die Masse der in Deutschland getöteten Hühner steigt noch weiter an und damit muss (nach dem Wachstumswillen der Industrie) auch die Zahl der Mastanlagen weiter wachsen.
Es folgte ein kurzer Vortrag zu den im Antrag genannten Zahlen bezüglich der möglichen Kapazitätssteigerung. [Mehr zu den Antragsunterlagen und eine ausführliche Stellungnahme von uns dazu findet sich hier: https://tierfabriken-widerstand.org/storkow-mark/]
Auf die beiden Kurzvorträge folgte eine Diskussionsrunde, in der die überwiegende Anzahl der Anwesenden ihrer Frustration zur gegenwärtigen Lage der industriellen Landwirtschaft zum Ausdruck brachte. Kaum mehr zu durchschauende Produktionsweisen und die Sorge um Medikamente im Tierfleisch sowie schädliche Folgen für die Umwelt wurden von den Anwesenden kritisiert. Mehrere AnwohnerInnen berichteten, dass schon aufgrund der bestehenden Schlachtanlage sowie durch die weiterverwertende Biogasanlage in unmittelbarer Nähe erhebliche Geruchsbelästigungen an der Tagesordnung seien. Diese werden durch eine Erweiterung der Anlage mit Aussicht auf höhere Schlachtkapazitäten und mehr LKW-Verkehr nicht verbessert.
Die anwesende Amtstierärztin der Schlachtanlage führte die im Antrag erwähnte Kapazitätssteigerung auf Unternehmenspolitik sowie die geplante Schlachtung von schwereren Schlachttieren zurück. Auch führte sie aus, dass derzeit die genehmigte Kapazität von 2.460 Tonnen pro Woche nicht ausgereizt würde. Dennoch zeigt der Antrag der Firma Friki, dass sich das Unternehmen für die Zukunft auf eine erhebliche Steigerung des Schlachtumfangs einstellt und sogar jetzt schon in der Lage wäre, noch viel mehr Tiere zu töten. Die bestehenden Gefahren für die Umwelt sowie die AnwohnerInnen (beispielsweise durch MRSA) werden daher nicht vermindert.
Insgesamt wünschten sich die Anwesenden vermehrte Aufklärung sowie die Möglichkeit zur Mitbestimmung. Hier ist es essentiell, dass sich Anwohner und Anwohnerinnen, die nicht mit den Plänen von Friki einverstanden sind, zusammenschließen. Durch die Bildung von Bürgerinitiativen und das aktive Gespräch mit Mitgliedern der Gemeindeversammlung lässt sich die mögliche Genehmigung von noch höheren Schlachtzahlen verhindern!
Nicht zu vergessen ist, dass selbst wenn die Verantwortlichen in der nächsten Zeit keine Erhöhung der Schlachtzahlen planen, so sterben auch jetzt schon gigantisch viele fühlende Lebewesen gegen ihren Willen im bestehenden Schlachthof. 13.000 pro Stunde. Mehr, als es Menschen in Storkow und Reichenwalde zusammen gibt. Pro Stunde! Der Widerstand gegen diese Form der „Industrie“ ist immer wichtig und nötig.
Sollten Sie dazu weitere Informationen zum Vorgehen benötigen, schreiben Sie uns! Wir unterstützen gerne und vernetzen Sie.